Wir neigen dazu, Eigenschaften von attraktiven Menschen positiv zu beurteilen, obwohl wir die Eigenschaften weder aktuell beobachtet haben noch diese schlüssig ableitbar sind.
Liebe macht blind – typischer Halo Effekt
Grund hierfür ist der aus dem Bereich der sozialen Wahrnehmung stammende Halo-Effekt, auch Überstrahlungseffekt genannt. Er bezeichnet unsere unbewusste Wahrnehmungsverzerrung einer Person, egal ob wir sie kennen oder nicht. Eine einzelne Eigenschaft einer Person „überstrahlt“ dabei alle anderen Eigenschaften, sodass unsere Beurteilung der anderen Eigenschaften durch die einzelne beeinflusst wird. Der Halo-Effekt wird oft bei frisch Verliebten beobachtet („Liebe macht blind!“). Im beruflichen Kontext werden zum Beispiel Lehrer, Personaler und Führungskräfte positiv als auch negativ beeinflusst.
Der Psychologe Edward Lee Thorndike erforschte zur Zeit des ersten Weltkrieges die Beurteilungen von Soldaten durch ihre Vorgesetzte. Er bat Offiziere, ihre Soldaten nach Kondition, Charakter, Führungsqualitäten, zielgenaues Schießen, etc. zu bewerten. Bei der Auswertung fiel ihm auf, dass Soldaten mit attraktivem Gesicht und guter Körperhaltung in fast allen Bereichen gute Bewertungen erhielten, während die weniger attraktiven in fast allen Bereichen negative Bewertungen erhielten.
Halo Effekt – attraktiv & intelligent?
Der Effekt der physischen Attraktivität wurde bis heute am häufigsten bestätigt. So gelten Brillenträger als klug, attraktive Menschen werden als sympathisch, intelligent oder dominant und unattraktive Menschen als unsympathisch beurteilt. Der Halo-Effekt verstärkt sich wenn das Urteil besonders schnell gefällt wurde.
Sensibilisieren Sie Ihre Wahrnehmung in Bezug auf den Halo-Effekt um Fehlerquellen besser einzuschätzen wenn Sie andere Menschen beurteilen. Nehmen Sie trotz „Überstrahlung“ die anderen Eigenschaften und Merkmale der Person bewusst und objektiv wahr.
Herzliche Grüße,
Frank Thiel
Trainer für Kunden- und Gästekommunikation im Tourismus
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